Am Donnerstag, 13. Oktober 2016, geht die großartige Ausstellung „PROTOTYPES“ des Künstlers Andrei Loginov im „Kunstraum Linie“ in der Berliner Linienstraße 144 zu Ende. Zum Abschied findet von 19.00 bis 22.00 Uhr eine Finissage statt, zu der alle herzlich eingeladen sind. Zu erleben gibt es nicht nur die fantastischen 3D-Skulpturen des gebürtigen Weißrussen, sondern auch eine Sound Performance von Sediment & Smog, die elektroakustische Improvisationen mit Steinen und elektromagnetischen Feldern präsentieren werden.
Finissage „Andrei Loginov – PROTOTYPES“
Wann: Donnerstag, 13. Oktober 2016, 19.00-22.00 Uhr
Wo: KUNSTRAUM LINIE, Linienstraße 144, 10115 Berlin
www.linie144.com
www.facebook.com/kunstraumlinie144
Über die Soundperformance von Sediment & Smog
Ohne jedwede Handlungen bleibt Rohstoff bloße Materie, unverarbeitet, unbelebt. Gleichzeitig existieren Klanglandschaften geologischen Materials ohne jedes menschliche Zutun. Für Schallereignisse aus Makrostrukturen in der freien Umgebung und den Mikrokosmen technischer Geräte ist das Ohr gemeinhin nicht empfänglich. Doch genau diese Spannung zwischen scheinbar unvereinbaren Dimensionen bildet den Rohstoff für die Klangpanoramen von Simon Berz und Klaas Hübner. In der Musik von Sediment & Smog verbinden sich die Geräusche elektromagnetischer Felder von Festplatten mit den Lauten dünner Steinplatten zu einem elektrisierenden Phänomen. Berz fertigte aus den vor Jahrmillionen in den französischen Alpen geformten Steinen sein Lithophon, das er elektronisch verstärkt und ihm mit verschiedenen Schlägeln so zwingende wie sinnliche Rhythmen entlockt. Hübner bringt mit Gitarren-Pickups in den Händen die elektromagnetischen Felder von Festplatten, Netzteilen und einem Handy zum Klingen und misst dabei die Nuancen zwischen Geräusch, Rauschen, Störsignal und verlockendem Knistern aus. Sediment & Smog kreiert eine pulsierende Atmosphäre für den emphatischen Blick aus dem All hinunter auf die Brüchigkeit der Erdkruste.
Über die Ausstellung „Andrei Loginov – PROTOTYPES“
Andrei Loginov arbeitet in seiner aktuellen Serie PROTOTYPES interdisziplinär – zwischen Objektkunst und 3D-Fotografie. Die Leuchtkästen zeigen Abbildungen von Plastiken. Indem diese zu etwas Realerem als die Objekte selbst werden, schafft der Künstler einen Widerspruch. Ähnlich wie Musik in akustischen Wellen möchte Loginov mit seiner Kunst unmittelbar wirken, den Betrachter in einen gedankenfreien Fluss versetzen, in ein kindliches Staunen, einen direkten sinnlichen Rausch!
Der Künstler experimentierte lange Zeit mit den verschiedensten Mitteln bis sich ihm die passende Methodik für diesen „Flash“ – beinahe wie von selbst – ergab. Die Idee zum Leuchtkasten entwickelte sich 2010 im Prozess einer vorangegangener Werkreihe PHANTOM XX. In dieser dokumentierte der Künstler fotografisch den Verfall und das Verschwinden alter Theater und Monumente in Donezkbecken, der heutigen Ostukraine. Der Leuchtkasten bietet ihm optimale Voraussetzungen, um Spiegelungen an der Bildoberfläche zu minimieren und eine bestmögliche Lichtsituation beim Betrachten seiner Kunst zu schaffen.
Das Objekt wird von einer Kamera in verschiedenen Positionen der horizontalen Ebene frontal abfotografiert. Die bis zu 40 entstandenen Bilder fügt Loginov später am Rechner zusammen und schafft eine räumliche Tiefe. Verstärkt durch die Lentikular Drucktechnik, die der Oberfläche eine haptische, fast spürbare Oberflächentextur verleiht. Ein aufwendiger, Perfektionismus erfordernder Prozess!
Die PROTOTYPEN nehmen die konstruktivistischen Prinzipien von El Lissitzky als Referenzen, kreieren aber ein eigenes Perspektivensystem. Die Objekte sind abstrakte Formstudien und bleiben rätselhaft. Pauschale Deutungsstrategien sind hier hilflos, zu begreifen wäre die Unbegreiflichkeit der Kunst an sich.
BIO-SYNTHETIK PRINTS – Die Zusammenarbeit mit einem Superorganismus: In den neuesten Arbeiten sind schwebende Bienenwaben deutlich zu erkennen. Auch hier macht Andrei Loginov das ganz Greifbare, Nützliche, Kontextuelle zu einem Gebilde – freischwebend im luftleeren Raum. Und gibt ihm so seine Gegenständlichkeit auf neue eindrucksvolle Weise zurück.
Im Schaffen der Bienen (Superorganismus) erkennt er mehr als nur Baukunst. Er hört darin ihren natürlichen Rhythmus. Loginovs Hauptinspiration ist die elektronische Musik. Kunst soll – wie ein guter Song – Gedankenströme in einen positiven Rhythmus zum natürlichen Flow transformieren. Erst wenn seine Kunst berauscht, hat der Berliner Künstler sein Ziel erreicht.
