Interview: Eric Weil aus Buenos Aires
Adolfo Cambiaso, der wohl beste Polospieler der Welt, ist so siegeshungrig wie eh und je und will nach 23 Jahren als Topspieler noch mehr Rekorde brechen, indes sind davon nicht mehr viele übrig. Er ist der Polospieler, der im Laufe seiner Karriere bei den Argentine Open die meisten Tore (766) erzielt hat und war 1998 mit 67 Treffern Top Scorer.
Sein rasanter Aufstieg begann mit 17 Jahren als er 1992 mit Ellerstina bei seinen ersten Open dabei war. Zwei Jahre später gewann er die Open und errang die Triple Crown nach Siegen bei den Argentine, den Hurlingham und den Tortugas Open. Im selben Jahr erhielt er außerdem das höchste Handicap von +10.
Ein Jahr später gründete er in seiner Heimatstadt Canuelas in der Provinz Buenos Aires – dort liegt auch seine Ranch – den La Dolfina Polo Cub. Nach nur 14 Saisons im High Goal Polo war La Dolfina sieben Mal Sieger bei den Argentine Open, gewann sieben Mal die Hurlingham Open, einmal die Tortugas Open. Im letzten Jahr gewann er wieder die Triple Crown. Heute, mit 38 Jahren, sagt Adolfo Cambiao: „Ich bin wie eh und je scharf darauf zu spielen und noch mehr Rekorde zu brechen.“
Den Rekord des jüngsten teilnehmenden Spielers bei den Argentine Open kann er nicht mehr knacken. Das war 1999 Gonzalo Pieres junior mit gerade mal 16 Jahren. Und Cambiaso wird wahrscheinlich auch nicht in der Lage sein, den Rekord von Alberto P. Heguy zu brechen, 28 Mal in diesem Turnier gespielt zu haben.
Eric Weil: Übt es einen Druck auf Sie aus, der berühmteste Spieler Argentiniens zu sein?
Adolfo Cambiaso: Ich glaube ich bin im Ausland bekannter, wo ich auch die meiste Zeit spiele (hauptsächlich in den USA und England). Ich fühle keinen Druck, da Polo meine Leidenschaft ist und ich es gern mache. Es ist wahr, dass Polo für mich Arbeit ist, denn wenn ich nicht im Ausland spielen würde, könnte meine Familie (seine Ehefrau, das Model Maria Vazquez und die zwei Kinder) nicht davon leben.
(Anmerk. Eric Weil: Im Gegensatz dazu steht die Aussage von Cambiaso aus einem Interview vor einigen Jahren: Damals hatte er gesagt dass es anfange ihn zu langweilen, Polo zu spielen und dabei in der ganzen Welt zu reisen. Es scheint aber, als ob sich das nun geändert hat.)
Weil: Sie haben eine Menge getan, damit Polo populärer wird.
Cambiaso: Ja, das habe ich versucht. Einmal hat La Dolfina im Finale der Argentine Open mit den Shirts eines lokalen Fußballclubs (Nueva Chicago), von denen ich Fan bin, gespielt. Ich lud einige ihrer eher rowdyhaften Fans zum Zuschauen ein, obwohl ich wusste, dass einige konservative Polo-Fans das nicht mögen würden. Wie auch immer, ich habe genug getan und jetzt kann das jemand anderes übernehmen.
Weil: Sie werden immer als der erste Spieler in Erinnerung bleiben, der es wagte, ein geklontes Pferd in der argentinischen High Goal Saison zu reiten, obwohl Sie bereits seit 2010 Pferde klonen.
Cambiaso: Da ging es um „Show Me“, ein sechsjähriges Pferd, das in den USA von einer Zuchtstute namens Sage erzeugt wurde. Show Me spielte in früheren Turnieren und die Leute waren begeistert von seiner guten Leistung.
Weil: Was war das für ein Gefühl, bei einem High Goal Turnier erstmals auf einen Klon aufzusitzen?
Cambiaso: Es war eine neue Herausforderung für mich, das war wie Geschichte zu schreiben. Geklonte Pferde sind die Realität und Teil des Polosports geworden.
Weil: Wann wird eines Ihrer geklonten Pferde bei den Argentine Open mitspielen?
Cambiaso: Im Moment sind meine Klone – rund 30 von verschiedenen Pferden – zu jung, sie sind um die 3,5 Jahre alt. Also muss ich mindestens bis zur Saison 2015 warten. Das wird ein weiterer toller Moment werden.
Weil: Abgesehen davon, welche Bedeutung hatte die letzte Saison für Sie?
Cambiaso: Normalerweise nutzen wir die frühen Turniere, um für die Argentine Open zu trainieren. Unser neuer Coach, Milo Fernández Araujo, schlug vor, dass wir ab Saisonstart aufs Ganze gehen sollten. Er überzeugte uns, dass unser Team (Adolfo Cambiaso, Pablo Mac Donough, Juan Martín Nero und David Stirling) es nicht nötig hat, irgendetwas zu verschenken. Deshalb spielten wir in Tortugas mit einer anderen Einstellung als sonst und gewannen somit zum ersten Mal die Tortugas Open. Wir haben gerne in Hurlingham beim ältesten Turnier der Welt gespielt, und wir fühlten uns stark, besonders als wir unseren ständigen Rivalen Ellerstina im Finale schlugen, die wir das ganze Spiel hindurch dominierten.
Die Argentine Open in Palermo sind etwas Besonderes und für mich war es der zehnte Titel, aber jeder Titel ist anders. Dieses Mal waren wir die Favoriten und La Dolfina hatte zugleich zum ersten Mal die Chance, die Triple Crown zu gewinnen. Unglücklicherweise mussten wir ohne Nero spielen, da er sich im vorherigen Spiel die Hand gebrochen hatte. Aber Sebastián Merlos hat ihn gut ersetzen können.
Weil: War es nicht ein seltsames Gefühl für Sie, Ellerstina zum ersten Mal nicht im Finale zu begegnen?
Cambiaso: Es war eine Überraschung, aber wir haben uns nicht überlegen gefühlt. Alegría war schon immer ein starker Konkurrent und in ihrem Halbfinalspiel gegen Ellerstina war offensichtlich, dass mit ihnen nicht zu spaßen ist.
Weil: Was sind Ihre Pläne für die nächste Saison?
Cambiaso: Wir haben nicht vor das Team zu ändern und werden erneut um die Triple Crown kämpfen. Wir werden jetzt nicht nachlassen, besonders mit der Verantwortung, die wir mit dem höchsten Teamhandicap haben. Es ist für uns die dritte Saison, in der wir mit dem höchsten Teamhandicap spielen (zuvor 2007 und 2011).
Weil: Was wäre aus Ihnen geworden, wenn Sie kein Polospieler wären?
Cambiaso: Ein Tennisspieler. Ich war als Kind ziemlich gut darin. Ich mag aber auch andere Sportarten wie Windsrufen, Golf und Skifahren.