Der 37-jährige Philipp von Criegern erzählt eine andere Geschichte. Zwölf Jahre ist es her, seit er am Straßenrand von Keitum, einem kleinen Dorf im Osten von Sylt, zufällig Zaungast eines Poloturniers wurde. „Ich habe angehalten, bin ausgestiegen und habe zugeschaut. Ein absolut faszinierender, sehr schneller und gefährlicher Sport. Das hat mich beeindruckt.“ Was Philipp in jenem Moment nicht ahnte ist, dass er gerade die Geburtstunde der German Polo Masters Sylt sah, die heute das größte und prestigeträchtigste Turnier Deutschlands sind. „Ich war einfach nur fasziniert von der Härte und Geschwindigkeit des Spiels. Heute weiß ich auch, dass das ganze Drumherum eines Turniers mit dem eigentlichen Sport und seinen Leuten gar nichts zu tun hat.“
Seit seiner Kindheit ist Philipp begeisterter Sportler. Härte, Schnelligkeit und Präzision haben dabei seit jeher über Sieg und Niederlage entschieden. „Karate und Kickboxen habe ich ganz intensiv betrieben – mein Leben lang.“ Erst als mit Beginn des Studiums die Zeit für das Training knapper wurde, verabschiedete sich Philipp aus dem Leistungssport. Denn einem Motto ist er bisher immer gefolgt: Wenn schon, denn schon. „Alles, was ich mit Begeisterung tue, tue ich sehr sehr intensiv. Schlimm (lacht).“ Das galt nach dem Studium auch für das Berufsleben. „Ich habe immer mal wieder Poloturniere besucht und begeistert zugesehen, allerdings nie ernsthaft darüber nachgedacht, selber zu spielen. Allein die Möglichkeit ist mir gar nicht in den Sinn gekommen. Und mir war aus irgendeinem Grund eins ganz klar: mit Polo kann man nicht einfach so anfangen.“ Also griff Philipp in den folgenden Jahren zum Golfschläger statt zum Polostick, sah Chucker nur vom Spielfeldrand aus und stellte nach kurzer Zeit fest, wie unsagbar langweilig Golf für ihn ist. Der Schläger blieb fortan zu Hause.
„Im Laufe der Zeit aber begann mir eine ernstzunehmende sportliche Betätigung richtig zu fehlen. Ich war unzufrieden. Plötzlich tauchte dann diese fixe Idee auf, die sich einfach nicht mehr aus meinem Kopf verabschieden wollte. Ich wollte unbedingt Polo ausprobieren.“ Für den damals 35-jährigen Unternehmensberater mit bekennender Pferdeangst, der noch nie zuvor in seinem Leben auf einem Pferd gesessen hatte, ein nennenswertes Projekt. Nachdem er nur wenige Tage zuvor die ersten Rolex Classic 500 auf Gut Aspern gesehen hatte, fiel ihm Christopher Kirsch als erster Ansprechpartner ein. „Gleich am nächsten Morgen habe ich angerufen.“ Nur einmal wolle er das Pologefühl ausprobieren und einen kleinen Schnupperkurs machen, ähnlich einem Bungee- oder Fallschirmsprung. Abgemacht. Philipp von Criegern wurde für sein Polodebüt auf Gut Aspern erwartet.
„Ich erinnere mich noch sehr genau, wie ich ganz allein auf den Hof gefahren bin, außer Hunden und Pferden nichts zu sehen. Dann kam Ian Buchanan auf mich zu, kurze Begrüßung, und schon ging es los.“ Ehe er sich versieht sitzt Philipp auf einem Polopferd, hält Zügel und Schläger in der Hand. Das Spielfeld scheint endlos, Grün bis zum Horizont und weiter. Wie man ein Pferd beschleunigt, stoppt und lenkt steht völlig in den Sternen … „Los geht’s“, sagte Ian nur. Und es ging los. Erstaunt sei er gewesen, erinnert Philipp sich heute, wie einfach es war, das Polopferd zu lenken. „Die geringste Bewegung mit den Zügeln, die kleinste Gewichtsverlagerung haben ausgereicht, um die Richtung vorzugeben und zu wechseln. Ich ritt im Schritt über den Platz und versuchte, Bälle zu treffen, was auch schon nach kurzer Zeit gelang. Ich konnte es kaum fassen.“ Gegen Ende der ersten Unterrichtsstunde schien ihm das Reiten im Schritt schon recht langsam. Man könnte doch eigentlich mal versuchen, ein bisschen schneller… Doch Ian Buchanan stoppte den Poloneuling. Schritt für Schritt – im wahrsten Sinne des Wortes – ging es voran. „Nach dieser ersten Polostunde saß ich geschlagene 30 Minuten vor Adrenalin zitternd auf dem Rasen und konnte nicht fassen, was da gerade passiert war. Gleich im Anschluss wollte ich die zweite Stunde nehmen, es sollte weitergehen, ich wollte traben und galoppieren und konnte es nicht erwarten, wieder in den Sattel zu steigen.“ Ian Buchanan schüttelte den Kopf. Und auch für den nächsten Tag bekam Philipp eine Absage, da man schon früh am Morgen zu einem wichtigen Turnier fahren müsse. Philipp ließ nicht locker. Ian gab nach. Morgens um sieben Uhr könne er kommen für eine Stunde Stick and Ball, bevor das Team mit dem Lkw zum Poloturnier aufbrechen müsse. „Natürlich saß ich am nächsten Morgen um sieben wieder auf dem Pferd. In den folgenden zwei Monaten nahm ich zehn Unterrichtsstunden und konnte dann beginnen, erste Clubchucker zu spielen.“ Mit jedem Spiel wurde das Polofieber größer. „Nie zuvor hatte ich erlebt, wie ein Sport so eine Faszination und Begeisterung auslösen kann.“ Ab sofort reduzierte der Workaholic Philipp von Criegern seine berufliche Arbeit auf vier Tage in der Woche, um mehr Zeit für das Polotraining zu haben. „Im Winter reiste ich nach Atlanta und nahm auch dort Polostunden, Weihnachten verbrachten wir in Kapstadt und auch hier konnte ich nicht widerstehen, Polo zu trainieren.“
Schon im nächsten April kaufte Philipp von Criegern sein erstes eigenes Pferd. Die achtjährige Stute La Merced („ein Bombenpferd“) aus dem Besitz von Christopher Kirsch war bereits oftmals mit argentinischen Profis in der High Goal Liga erfolgreich gestartet. „Es dauerte dann jedoch nicht mehr lange bis ich feststellte, dass man zum Polospielen mindestens noch ein zweites Pferd braucht.“ Im darauffolgenden Jahr war es soweit. „Voller Vorfreude sahen wir zu, wie die gerade aus Argentinien eingeflogenen Pferde vom Anhänger geführt wurden. Dann kam meine Stute an die Reihe, ich konnte es nicht erwarten.“ Vorsichtig setzte die Stute auf der Laderampe einen Huf vor den anderen, dann stand sie da – und Philipp traute seinen Augen nicht. Das konnte nicht wahr sein. „Sie hatte einen kugelrunden Bauch, die neue Stute war hochschwanger. Das hatten wir nicht gewusst.“ So wurden aus zwei eigenen Pferden unbeabsichtigt drei. Hengstfohlen Cuba ist gerade ein Jahr alt und zeigt beste Anlagen, in Zukunft ebenfalls ein herausragendes Polopferd zu werden.
In seiner ersten Turniersaison 2009 startete Philipp von Criegern gleich bei acht Turnieren. „Das war zugegebenermaßen etwas mehr als ursprünglich beabsichtigt.“ Auf jeden Fall ein erfolgreiches Debüt. Mit zwei ersten Plätzen bei den Aspern Classic und beim „End of Summer“ Turnier auf Gut Aspern und vier zweiten Plätzen beim Timmendorfer und Sylter Beach Polo sowie im Medium Goal auf Gut Aspern und in Hamburg hätte der Start nicht besser gelingen können.
„Für mich war erstaunlich, wie einfach und kostengünstig man in den Polosport einsteigen kann. Für die erste Zehnerkarte Unterricht in meinem ersten Polojahr habe ich 650 Euro ausgegeben. Natürlich ist dann die Frage, wie es weitergeht und wie intensiv man diesen Sport betreiben will. Mein Rat an alle, die mit dem Polo beginnen möchten: einfach ausprobieren und einen Schnupperkurs machen. Die einzige ernsthafte Warnung, die ich geben muss, lautet: Achtung: Polo macht süchtig.“
Wo Philipp von Criegern zum Polospieler wurde …
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