Vor einiger Zeit sprach POLO+10 mit Wolfgang Weiss, dem Gründer des Polo & Country Club Gut Seeburg, über seine jahrzehntelange Leidenschaft für den Polosport und die Entstehungsgeschichte des Clubs. Als Sammler und Bewahrer deutscher Polo-Historie hat Weiss über Jahrzehnte Dokumente, Plakate und Artefakte zusammengetragen, die heute den Grundstock einer außergewöhnlichen Galerie bilden – einem Ort, an dem sich Geschichte, Kultur und Ästhetik des Polos auf besondere Weise begegnen.
Auf Gut Seeburg zeigt sich eindrucksvoll, wie unterschiedlich Künstler die Dynamik und Emotionen des Polos interpretieren. Wolfgang Weiss hat seine Sammlung um neue Werke erweitert und dabei markante Akzente gesetzt. Drei Arbeiten von Robert Hettich dokumentieren die Energie und Farbigkeit des modernen Polos schneller, intensiver und näher am Zuschauer als je zuvor. Hettichs expressive Malweise fängt den Moment zwischen Geschwindigkeit und Emotion ein, in dem das Spiel zu einem farbgewaltigen Erlebnis wird.
Im Kontrast dazu stehen die in England entstandenen Arbeiten von Robert Barnete, deren Ursprung in den 1980er-Jahren liegt. Weiss erwarb sie Anfang der 1990er, begleitet von persönlichen Schreiben des Künstlers ein faszinierendes Zeitdokument, das den Geist einer Ära bewahrt, in der der Polosport in Deutschland gerade neu erwachte. Zusammen mit den jüngeren Arbeiten von Hettich und Andreas Lemberg entsteht so ein beeindruckender Bogen über nahezu fünf Jahrzehnte künstlerischer Entwicklung.
Lembergs ausdrucksstarkes Öl-Spachtel- Gemälde eines Eis-Polo-Turniers in St. Moritz im Jahr 2010, mit dem markanten roten Ball auf weißem Hintergrund, verleiht der Ausstellung eine besondere Note. Seine ungewöhnliche Technik betont Struktur, Bewegung und Kälte zugleich eine fast greifbare Übersetzung des Polos auf Schnee.
Diese Gegenüberstellung zeigt nicht nur unterschiedliche künstlerische Handschriften, sondern auch, wie sehr sich die Wahrnehmung des Sports verändert hat. Polo ist heute schneller, aggressiver, bunter und dank moderner Spielflächen zwischen 90 × 180 und 250 × 280 Metern oder durch Arenapolo-Formate auch unmittelbarer und emotionaler erfahrbar. Die jungen Werke drücken genau das aus: Nähe, Intensität und Dynamik.
Gleichzeitig macht die Galerie sichtbar, wie sich die Kommunikation rund um den Sport gewandelt hat – von liebevoll gestalteten Plakaten und Prospekten der frühen
Jahre bis hin zu digitaler Werbung, die Turniere und Emotionen direkt aufs Smartphone bringt. So wird die Galerie auf Gut Seeburg zu einem lebendigen Ort der Begegnung ein Raum, in dem sich Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Polos in inspirierender Weise verbinden und die Kunst die Entwicklung eines Sports über ein halbes Jahrhundert hinweg zum Ausdruck bringt.
Bild Gut Seeburg
Text POLO+10