Parasitenkontrolle

Wenn wir an gesunde und leitungsbereite Ponys denken, stehen oft die Themen Fütterung und Training an erster Stelle. Allerdings beeinflussen viele weitere Faktoren die Leistungsfähigkeit unserer Vierbeiner und diese sollten nicht außer Acht gelassen werden. Damit Ihre Pferde ihr gesamtes Leben gesund bleiben und Sie möglichst viele Matches mit ihnen spielen und gewinnen können, sollten Sie sich mit den verschiedenen Aspekten der tierärztlichen Versorgung, der Kontrolle des Allgemeinbefindens, der Prävention von Krankheiten, dem Parasitenschutz und der Fell-, Huf- und Zahnpflege vertraut machen.

Tierärztliche Versorgung
Jedes Pferd sollte mindestens jährlich von einem Tierarzt eine komplette Allgemeinuntersuchung erhalten. Der Bewegungsapparat, das Atemwegssystem, das Herz-Kreislaufsystem, der Magendarmkomplex (inclusive Zähne) sowie der Reproduktionstrakt (Stuten, Zuchttiere) sollten eingehend untersucht werden. Gegebenenfalls wird Ihr Tierarzt zu diesem Zeitpunkt weitere Untersuchungen veranlassen (Blutuntersuchung, Kotproben, Augenuntersuchung etc.). Zudem sollte er alle Dokumente (Pferdepässe etc.) überprüfen und den Impfstaus und Entwurmungsstatus (siehe unten) der einzelnen Pferde bzw. der Herde kontrollieren.

Kontrolle des Allgemeinbefindens
Ihre Ponys sollten täglich auf Krankheitsanzeichen kontrolliert werden. Oftmals fällt einem zunächst eine Veränderung im Verhalten des Ponys (Absonderung von den Herdenkollegen, Mattigkeit, Unruhe, Inappetenz, häufiges Liegen/Wälzen o.ä.) auf. Achten Sie auf Krankheitssymptome wie z.B.  Durchfall/kein Kotabsatz, erhöhte Atemfrequenz, Husten, Nasen-, Augenausfluss oder Haut-/Fellveränderungen wie kahle Stellen, Pusteln oder Juckreiz. Stellen Sie ebenfalls sicher, dass mögliche Hinweise auf Erkrankungen des Bewegungsapparates wie z.B. Lahmheit, Schonhaltungen, Schwellungen/Verletzungen der Gliedmaßen, vor allem der Sehnen, beobachtet werden. Sollte Ihr Pferd eines oder mehrere dieser Symptome zeigen, rufen Sie einen Tierarzt.

Prävention von Krankheiten
Um Ihre Tiere vor schweren Infektionskrankheiten zu schützen werden von Tierärzten routinemäßig, verschiedene speziell für Pferde entwickelte und zugelassenen Impfstoffe eingesetzt. Durch die Verabreichung von Impfstoffen wird das Immunsystem zur Bildung von Antikörpern angeregt. Es entsteht eine Immunität und wenn der Körper mit dem Krankheitserreger konfrontiert wird, erkennt das Immunsystem den Erreger und dieser wird abgewehrt. Bei der Geburt ist das Immunsystem eines Fohlens naiv. Um vor potentiellen Erregern geschützt zu sein, muss es in den ersten Lebensstunden ausreichend antikörperreiche Muttermilch (Kolostrum) von der geimpften Mutterstute aufnehmen. Dieser Schutz hält circa 6 Monate an und nach Ablauf dieser Zeit sollte ein Pferd geimpft werden. Welche Impfungen für Ihre Pferde vorgeschrieben und wichtig sind hängt von der Region, in der Sie leben, von den Gebieten, die Ihre Ponys bereisen werden und auch von der Nutzung ab (Zuchtstute, Sport- oder Freizeitpferd). Lassen Sie sich von Ihrem Tierarzt hierzu beraten.

Parasitenkontrolle
Endoparasiten
Strongyliden, Spulwürmer, Bandwürmer, Madenwürmer und Magendasseln sind die Parasiten, die am häufigsten den Magen-Darm-Trakt der Pferde heimsuchen. Kleine Strongyliden (Cyathostoma) treten seit einiger Zeit vermehrt in den Beständen auf und große Strongyliden (v.a. Strongylus vulgaris) können für Ihr Pony am gefährlichsten sein. Die Aufnahme der Parasiteneier oder -larven findet größtenteils während des Grasens statt. Die Parasiten durchlaufen verschiedene Entwicklungsstadien, sowohl außer- als auch innerhalb des Körpers der Pferde. Die Befalls Stärke, das Alter der Pferde (Jüngere haben meist eine höhere Wurmbürde) und die Art der Parasiten beeinflussen im Wesentlichen die Ausprägung der Symptome. Diese können sich in Reizungen der Magen- oder Darmschleimhaut, Blutverlust, der Beeinträchtigung der Nährstoffaufnahme aus dem Darm, lebensbedrohlichen Verschlusskoliken oder Darminfarkten u.v.m. äußern. Einige Ponys können trotz Wurmbefall asymptomatisch sein. Sie können aber trotzdem Eier ausscheiden und hiermit zu einer Kontaminierung der Umgebung beitragen. Zudem ist die richtige Pflege der Weideflächen wichtig (regelmäßiges Abäppeln, Mähen und Auflockern der Grasnarbe, Wechselweide mit z.B. Rindern oder Schafen), der Pferdebesatz sollte nicht zu hoch und möglichst nach Altersgruppen organisiert sein.   

Ihr Tierarzt kann, anhand regelmäßig durchgeführter Kotproben, ein passendes und gezieltes Entwurmungsprogramm für Ihre Ponys oder den Bestand ausarbeiten. Hierdurch werden unnötige Behandlungen, sowie die Ausbildung von Resistenzen in der Parasitenpopulation, vermieden.

Ektoparasiten
Fliegen, Gnitzen, Bremsen, Mücken, Zecken und Viele mehr können, vor allem bei sehr sensiblen Ponys, zu allgemeinen Anzeichen wie Unruhe (Schweif schlagen, Stampfen etc.), verringerter Futteraufnahme, Wachstumsstörungen und Leistungseinbußen führen. Ebenfalls können Ektoparasiten verschiedene Krankheiten, die sowohl für Ihr Pony als auch für Sie gefährlich sein können, übertragen oder beherbergen (z.B. Infektiöse Anämie der Pferde, Pferdeenzephalomyelitiden). Durch Fliegenbefall können Wunden verunreinigt werden und nachfolgende Infektionen auftreten. Verschiedene insektizide Salben und Sprays, sowie Fliegenmützen- und decken können Ihre Vierbeiner schützen. Zudem ist es wichtig die Umgebung der Pferde sauber zu halten, regelmäßig die Tiere auf Befalls Schäden und Zecken zu kontrollieren und den Pferdemist ordnungsgerecht und regelmäßig zu entsorgen.

Fellpflege
Die Haut ist das größte Organ Ihres Pferdes. Tägliches striegeln und bürsten des Fells sollte zur Routine gehören. Die meisten Ponys genießen diese Prozedur. Schmutz, alte Hautschuppen und Schweiß werden hierbei entfernt und potentiellen Bakterien und Pilzen wird der Nährboden entzogen. Kleinere Verletzungen, Kratzer und Beulen können identifiziert und gleich versorgt werden. Vermeiden Sie, Ihr Pony zu oft mit Pferdeshampoo zu waschen. Dies kann zum Austrocknen von Haut und Fell führen. Vergessen Sie nicht nach dem Waschen das Pferd mit dem Schweißmesser abzuziehen. Vermeiden Sie bei heißen Außentemperaturen und einem erhitzen Pony kalte Duschen und stellen Sie sicher, dass im Winter ein Pferdesolarium zur Verfügung steht, oder sehen Sie von Ganzkörperduschen bei niedrigen Temperaturen ab.

Hufpflege
Pferdehufe wachsen kontinuierlich und müssen circa alle 6-8 Wochen (wärmere Temperaturen begünstigen das Hufwachstum) beschnitten oder neu beschlagen werden. Ob ein Pferd Hufeisen benötigt hängt von mehreren Faktoren, wie z.B. der Nutzungsart, orthopädischen Besonderheiten und eventuellen Vorerkrankungen des Bewegungsapparates, ab. Wenn Pferde auf harten und rauen Flächen gearbeitet werden, schützen Hufeisen die Hufe vor einem übermäßigen Verschleiß. Ebenfalls können Sie dem Pferd, zum Beispiel durch den Einsatz von Stollen oder Spikes, besseren Halt auf gewissen Flächen (Rasen, Schnee/Eis) gewähren. Dies ist vor allem im Polosport ein wichtiger Aspekt. Ohne den richtigen Gripp ist es dem Pony kaum möglich dem schnellen Tempo des Matches zu folgen.

Das Trimmen und Beschlagen der Hufe, sollte von einem erfahrenen Hufschmied oder Tierarzt durchgeführt werden. Sollte Ihr Pony orthopädische Besonderheiten, wie z.B. Stellungsanomalien der distalen Gliedmaße/n aufweisen oder bereits Verletzungen im Bereich der Sehnen oder des knöchernen distalen Skelets erlitten haben, sollte der behandelnde Tierarzt eng mit dem Hufschmied zusammenarbeiten. Der richtige Beschlag ist eine der Grundvoraussetzung für die optimale und langjährige Nutzung eines Sportpferdes.

Die Hufe sollten zudem täglich und vor und nach dem Training, ausgekratzt werden. Kontrollieren Sie die Sole und den Strahl auf eventuelle Verletzungen und Veränderungen. Ebenfalls sollten die Eisen und Nägel auf den richtigen Sitz und Festigkeit kontrolliert werden. Viele Hufpflegeprodukte sind auf dem Markt erhältlich. Es empfiehlt sich hier den Trainer, Hufschmied oder Tierarzt zu Rat zu ziehen und die Hufpflege individuell für jedes Pferd zu gestalten. Denn wie ein altes Sprichwort besagt „Ohne Huf kein Pferd“.

Zahnpflege
Das Pferdegebiss weist einige Besonderheiten auf. Pferdezähne wachsen und nutzen sich kontinuierlich ab. Diese Abnutzung ist nicht immer gleichmäßig und es kann zur Ausbildung von scharfen Kanten oder Haken kommen. Zudem ist der Oberkiefer, anatomisch gesehen, breiter als der Unterkiefer. Durch diese Inkongruenz neigen Pferde dazu im Oberkiefer außen, im Bereich der Backen, und im Unterkiefer, innen, entlang der Zunge, Spitzen zu entwickeln. Wie häufig die Zähne untersucht und gegebenenfalls geglättet/geraspelt werden müssen, hängt ebenfalls von der Fütterung und Nutzung der Tiere ab. Grundsätzlich sollten die Zähne von Pferden die Zugang zu viel Raufutter haben (Weidehaltung, weitgehend physiologische Abnutzung der Zähne) mindestens einmal im Jahr kontrolliert werden. Geriatrische und junge Pferde, sowie Pferde, die viel Kraftfutter (Pellets, Hafer) und wenig Raufutter (Heu, Weidegrass) fressen, sollten 2 Mal jährlich zum Zahnarzt. Wenn Ihr Pferd Probleme beim Kauen hat (z.B. kommt das Heu während des Kauens aus dem Maul (Heuwickel)), es widerwillig frisst, es Mundgeruch hat (Zahnfleischerkrankung, selten Karies), es das Gebiss nur zögerlich beim Auftrensen ins Maul nimmt, vermehrt auf das Gebiss beim Reiten reagiert oder das Gebiss nicht annimmt, kann dies auf Zahnprobleme hindeuten und Sie sollten Ihren Tierarzt konsultieren.

Viele Faktoren beeinflussen die Entwicklung und Leistungsfähigkeit eines Pferdes und ein gutes Zusammenspiel und regelmäßiger Informationsaustausch zwischen Pflegern, Trainern, Reitern und den jeweiligen Tierärzten und Hufschmieden sind unabdingbar, um Ihren Ponys eine lange und erfolgreiche Karriere zu ermöglichen. Viel Erfolg und Gesundheit für den Rest der 2020 Saison and keep safe!


Dr. med. vet. Lena Horn ist medizinische Beraterin, Tierärztin und seit Mai 2019 Redaktionsmitglied und tierärztliche Beraterin von POLO+10.
lena@poloplus10.com

 

© Thomas Wirth
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