Spielfeld
Line of the Ball
Die Regel No.1 im Polosport ist die „Line of the Ball“ – das so genannte Wegerecht.
Taktik und Technik werden deutlich, wenn wir Stellung am virtuellen Spielfeldrand beziehen. Schon nach kurzem Zuschauen wird klar: Bälle zu spielen wird in der Regel nur dann zur erfolgreichen Aktion, wenn sie „sicher“ sind. Sonst ist immer der nachfolgende Mitspieler die bessere Adresse oder aber eine spektakuläre Top-Speed-Attacke wird zum Schaulaufen ins positionslose Nirgendwo. Polo wird deshalb immer „in Linie“ gespielt, von der 4 hinten zur 1 vor dem gegnerischen Tor und umgekehrt. Kapitän und zumeist leistungsstärkster Spieler eines Teams ist die Nummer 3. Er organisiert, die 1 ist auf das gegnerische Tor konzentriert, die 2 managt in Richtung Mittelfeld, während sich die Nummer 4 der Abwehr annimmt. Fließend und von schnellen Wechseln durchzogen sieht diese Grundaufstellung in der Spielsituation aus.
Spannend und gut wird ein Spiel dann, wenn sich die jeweiligen Gegenspieler gleichwertig und eng decken. Die „Linie des Balles“ und das „Wegerecht“ sind dementsprechend auch die ausschlaggebenden und vielzitierten Argumente für das Spiel- und Foulreglement. Ein Schlag nach dem Ball kann mit einem so genannten „hook“ – auch sticken genannt – durch den Schläger des Gegners geblockt oder aber durch einen „ride off“ (abreiten) vereitelt werden. Entfernt zu vergleichen mit einem Block beim Fußball ähnelt das Abreiten mehr noch einem Bodycheck im Eishockey.
Ein Spiel besteht aus mindestens vier bis höchstens acht Spielabschnitten, den so genannten Chuckern. Ein Chucker hat 7,5 Minuten reine Spielzeit, bei Unterbrechungen wird die Uhr angehalten. In Deutschland werden in der Regel vier Chucker gespielt. Die Pausen zwischen den einzelnen Spielabschnitten, in denen die Pferde gewechselt werden müssen, dauern zwischen drei und fünf Minuten. Nach jedem Torerfolg ändern die Mannschaften die Spielrichtung, was für Zuschauer, die zum ersten Mal Polo sehen, äußerst verwirrend sein kann. Fällt ein Spieler vom Pferd, ohne sich zu verletzen, läuft das Spiel weiter. Stürzt oder verletzt sich ein Pferd, gerät ein Zaumzeug in Unordnung oder löst sich eine Bandage, wird das Spiel sofort unterbrochen.
Bei einem Foul geht ein „penalty shot“ an die gegnerische Mannschaft – ein freier Schlag aus einer bestimmten Entfernung auf das freie oder bewachte Tor. Die meisten High-Goaler tun es in dieser Situation ihren Sportkollegen aus dem Basketball gleich und verwandeln nahezu die gleiche Quote von Strafschlägen in Tore. Heutzutage gehören „technical directors“ oder „coaches“ zu den wichtigsten Personen am Spielfeldrand. Sie sind Beobachter und Koordinatoren. Vor einem Spiel kommen Coach und Mannschaft zusammen, um die Spielstrategie bis ins Detail auszuarbeiten. Alle Spieler – eigene wie Gegner – werden nach Spielkönnen, eingesetzten Pferden sowie ihrer Position im Spiel, Stärken und Schwächen bewertet.
Right and Wrong
Schnelles Reagieren und reflexartiges Einschätzen einer Situation sind spielentscheidend, werden in der Summe zum taktischen Geschick – und sind nicht zuletzt in puncto Sicherheit von größter Bedeutung. Zwei Beispiele zeigen, wie in einer bestimmten Spielsituation richtig, und wie falsch reagiert werden kann.
1. Situation (linke Spielfeldhälfte):
Ein Spieler trifft den Ball nicht richtig und versucht einen zweiten Schlag, indem er seine Geschwindigkeit verringert oder abrupt die Richtung ändert. Andere Spieler in Schlagposition sind direkt hinter diesem Player.
Fehler:
Ein solcher Versuch bringt die nachfolgenden Spieler in Gefahr, die mit hoher Ge-schwindigkeit auf der Linie des Balls folgen oder versuchen, den Gegner abzureiten und den Blick nicht nach vorn gerichtet haben.
Korrektes Spielverhalten:
Der Player, der seinen Schlag verpatzt hat, sollte sich in gleicher Geschwindigkeit weiter bewegen und keinen zweiten Schlag versuchen. Er sollte den nächsten Schlag seinem nachfolgenden Teamkollegen überlassen, der von hinten nachkommt oder – wenn er die Zeit dazu hat, sich in einem Zirkel wieder hinten an das Feld anschließen, um erneut zum Schlag zu kommen.
2. Situation (rechte Spielfeldhälfte):
Bei dem Versuch, den Ball mit einem off-side-backshot zurückzuschlagen, bewegt sich ein Spieler von der linken Seite in die Spiellinie des Gegners, der den Ball gerade an seiner off-side führt.
Fehler:
Der Verteidiger verletzt das Wegerecht seines Gegners nicht nur in unsicherer, sondern auch in spielerisch unsauberer Hinsicht. Er hat die Linie des Gegners in zu geringem Abstand überschritten und gefährdet so sich selbst, wie auch den anderen Spieler.
Korrektes Spielverhalten:
Um sicher ins Spiel zu kommen und wirkungsvoll zu verteidigen, muss der Verteidiger so lange auf seinen Gegner warten, bis er diesen abreiten und den Ball mit einem near-side-backshot in die entgegengesetzte Spielrichtung schlagen kann.
Fouls
Wie in anderen Ballsportarten werden auch beim Polo Fouls mit einem umfangreichen Strafkatalog (meistens Freischläge) geahndet. Verstehen wie es geht, um ein Spiel besser zu durchschauen und verfolgen zu können. Polo+10 erklärt die einzelnen Foul- situationen nach dem offiziellen Reglement des Deutschen Polo Verbandes.
Grundsätzlich ist zu beachten: Das „Wegerecht“ (ROW – Right of Way) ist nicht identisch und nicht zu verwechseln mit der „Ball-Linie“ (LOB – Line of the Ball). In jeder Spielsituation hat der Spieler das Wegerecht, der sich auf der Linie des Balls befindet.
Verboten und ein Foul ist:
- Abreiten in einem für Pferd und Spieler gefährlichen Winkel.
- Abreiten in einer höheren Geschwindigkeit als der Gegner reitet.
- In das gegnerische Pferd hinter dem Sattel hineinzureiten. Das Abreiten des Gegenspielers ist nur auf der Höhe der Pferdeschulter erlaubt.
- Zickzack vor einem anderen galoppierenden Spieler zu reiten und ihn zu einer Reduzierung der Geschwindigkeit zwingen.
- Seitwärts parieren, zerren des gegnerischen Pferdes oder ähnliche Aktionen, die ein Straucheln des Pferdes riskieren.
- Abreiten eines Gegners über die Wegerechtlinie eines anderen Spielers hinweg.
- Auf einen Gegner zureiten, um ihn einzuschüchtern und/oder ihn zu zwingen durchzuparieren oder absichtlich danebenzu- schlagen, ohne ein Foul zu begehen bzw. ohne die Ball-Linie zu kreuzen.
- Ein so genanntes „Sandwich“ zu begehen, indem zwei Spieler derselben Mannschaft den Gegner in ihre Mitte nehmen und einklammern.
- Absichtliches Hineinreiten in den Rückschlag („Backhand“) eines gegnerischen Spielers. Absichtliches Hineinreiten des Pferdes von hinten in den „Nach-vorne-Schlag“ des Gegners.
- Abreiten eines gegnerischen Spielers hinter der Grundlinie oder Torlinie bzw. weiterreiten in einer Form, die den Torrichter gefährden könnte.
Strafstöße und Freischläge werden in der Regel aus Entfernungen von 30, 40 und 60 Yards ausgeführt.